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Tai Chi war ursprünglich Kampfkunst, daher gibt es auch traditionelle Übungen mit Schwert und Säbel (und mit dem Langstock). Die Übungswaffen sind aus Holz und nicht scharf. Zunächst werden Soloformen gelernt, später auch Übungen und Techniken zu zweit.
Das Tempo in den Waffenformen ist schneller als im gewohnten Tai Chi: Zur Stabilität, die durch einige Jahre Tai Chi-Praxis aufgebaut wurde, kommt jetzt Dynamik.
Voraussetzung ist die Erfahrung innerer Ruhe aus dem Tai Chi. Sie dient hier als Fundament der Bewegungsentwicklung. Verglichen mit der Handform, vergrößert die Praxis mit Schwert und Säbel nicht nur den tatsächlichen Bewegungsradius, sondern vermittelt ein Gefühl von der Ausdehnung der Energie, von Weite und Offenheit. Was für jede Tai Chi-Übung gilt, nämlich dass Vorstellung und Absicht (Yi) über die Körpergrenzen hinausreichen, wird in den Waffenformen praktisch erfahrbar. Ihre Wirkung ist daher belebend und aktivierend, im Gegensatz zur eher sammelnden, konzentrierenden Ausrichtung der Handform.
Das Symbol des Säbels ist der Tiger: Die Bewegungen in der Säbelform sind kurz, schnell, kraftvoll und direkt, von entschlossener Wachheit. Schnelle Drehungen fordern und fördern die Beweglichkeit aus Körpermitte. So direkt wie die Bewegungen kommen auch ihre Namen daher, sie beschreiben lediglich die Aktion: „Drehen und nach unten schneiden“, „nach links und rechts schlagen“, „strecken und stechen“. Der Säbel verlangt einen vergleichsweise hohen körperlichen Einsatz. Das Sprichwort zur Säbelform lautet: Unbändig wird der Leib, gelassen der Geist.
Das Symbol des Schwertes ist der Phönix. Das Schwert war über Jahrtausende die bedeutendste Waffe Chinas, nicht nur im Kampf, sondern auch als Symbol für Autorität. Seine mystische Kraft wurde zur Legende, die Schwertkunst zum Symbol für Geist, Bildung und moralische Stärke. Die Bewegungen in der Schwertform werden elegant, leicht und fließend ausgeführt, mit entspannter Wachheit. Ihre Namen klingen poetisch und bildhaft: „Der Unsterbliche weist den Weg“, „das Himmelspferd fliegt über den Wasserfall“, „der Wind weht die Pflaumenblüten hinweg“. Das Schwert klärt und reinigt den Geist, so heißt es, und es schärft die Absicht.
Die Übung der Waffenformen stellt – ebenso wie die des Tai Chi – jenseits von Gesundheitsübung und Selbstverteidigung auch eine spirituelle Praxis dar.
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